Wie ein Pappboot entsteht

Wie ein Pappboot entsteht
16. 07. 03
posted by: Norbert Eidam

Ein umweltfreundliches Boot aus recyclingfähigem Material bauen ? Dieser Buchtitel aus Amerika hatte uns neugierig gemacht.

Aber ein Boot aus Wellpappe ?

Kann das auf dem Wasser wirklich bestehen ?


Die Vorteile von Wellpappe: Wellenstruktur und mehrlagiger Aufbau verleihen ihr hohe Stabilität bei geringem Gewicht.
Die Nachteile: Rundungen lassen sich schlecht realisieren, und ohne Beschichtung ist das Material nicht wasserfest.

Nach Studium des ‘Cardboard Boat Book’ - das Pappboot erhält am Ende einen Anstrich mit wasserfestem Acryllack auf Wasserbasis - beschlossen wir einen Versuch zu unternehmen. Außer Wellpappe und Acryllack wurden nur Kontaktkleber und Heißklebeband verwendet.

Harzer Kartonagen stellte das Material bereit, Klaus Nickel half bei der Auswahl der am besten geeigneten Wellpappe. Als Jugendlicher schon Mitglied der Abteilung Ruder- und Kanusport des WSVI, ließ er sich spontan für die Idee eines Kanus aus Wellpappe gewinnen.
Das Material bekamen wir von Harzer Kartonagen in großen Zuschnitten direkt in die Werkstatträume geliefert, zu denen Herr Ritzke uns für den Bootsbau Zutritt gewährte. Herzlichen Dank dafür.

Bauteile Pappboot

Zeichnen der Bauteile des Pappboots

Zeichnen der Bauteile Pappboot

 

Nach dem Umrechnen von Inch in Zentimeter geht es los: Rumpf, Heck, Bug und weitere Teile werden nach den Angaben aufgezeichnet und mit einem Teppichmesser zurechtgeschnitten.

Zeichnen der Bauteile Pappboot

Zeichnen der Bauteile Pappboot

 

Wo Knicke entstehen sollen, wird die Pappe mit einem gezackten Kopierrädchen aus der Nähkiste auf einer Seite angeritzt. Durch Zurechtbiegen entlang der Längsknicke und Verkleben einiger Flächen mit Kontaktkleber entsteht zunächst der Bootsrumpf.
Wenn notwendig, werden die Teile mit einer Handsäge oder mit der Dekupiersäge nachgearbeitet.

Bearbeiten eines Bauteils mit der Japansäge

Bearbeiten eines Bauteils mit einer Dekupiersäge

 

Der Bootsrumpf wird vorn und hinten mit zwei sechseckigen Platten verschlossen.

die Frontseiten werden mit Kontaktkleber angebracht

genaues Einpassen der Frontseiten

fertig ist der Bootsrumpf

 

In gleicher Weise werden Heck und Bug nach den Vorgaben gefertigt und an den Bootsrumpf angeklebt.

Heck und Bug werden angeklebt

 

Nun wird die Bootsbeschriftung aufgebracht.

Aufbringen der Beschriftung

Aufbringen der Beschriftung

 

Zum Schluss wird noch ein Kiel zurechtgeschnitten und unten angeklebt. Der Bootsrumpf erhält eine Verstärkung im Innenraum. Nun ist der eigentliche Bootsbau abgeschlossen.

Versiegeln von Ecken und Kanten mit Heißklebeband

Autsch! Heiß!

 

Im nächsten Schritt müssen alle Ecken und Kanten mit Heißklebeband versiegelt werden. Autsch! Heiß! Handschuhe!
Diese Arbeit ist besonders zeitaufwendig und heikel, da bei kleinster Ungenauigkeit später beim Paddeln Wasser eindringen kann. Besonders der Kiel ist schwierig zu bearbeiten.

Zum Schluss wird das Boot mit Acryllack versiegelt

Zu guter letzt erhält das Boot einen vierfachen Anstrich - zweimal mit klarem Acryllack in 50%iger Verdünnung, zweimal unverdünnt.

Gespannt warteten wir nun auf den Termin zum ‘Anrudern’, zu dem das Boot auf Jungfernfahrt gehen und sich beweisen sollte. Wegen schlechten Wetters zweimal verschoben, war es dann am 11. Juni endlich soweit. Wird das Boot halten ?

 

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